Abschied und Rückblick auf eine lichtvolle Zeit
Zum 31.12.2024 endet meine Zeit in der Seelsorge bei Menschen mit Hörbehinderungen in der Region Stuttgart mit den Dekanaten Böblingen, Esslingen-Nürtingen, Ludwigsburg, Mühlacker, Rems-Murr und Stuttgart. Es ist auch das Ende meiner Berufstätigkeit nach fast 40 Jahren.
2011 begann ich im Büro in Esslingen und seit 2014 war ich dann in Nürtingen. Ich lernte Gebärdensprache, die Verständigung in einer neuen Kultur, die Vielfalt unterschiedlicher Hörbehinderungen und die damit verbundenen technischen und kommunikativen Hilfsmöglichkeiten kennen. Ich kann es kaum glauben, wie schnell nun schon dreizehn Jahre vergangen sind und jetzt mit dem 1.1.2025 der Ruhestand beginnen wird.
Wie damals zu Beginn meiner Arbeit kann ich auch heute sagen, dass ich Gottes Licht immer gespürt habe und mich in meiner Arbeit zuhause fühlte.
Licht in Erfahrungen
In diesen 13 Jahren konnte ich so vielfältige und wunderbare Erfahrungen machen. Ich bin sehr dankbar für die vielen Menschen, die ich traf. Ich denke an so viele nette Begegnungen und schöne Momente. Ich habe sehr viel gelernt!
Darüber bin ich sehr froh
- wir teilten unseren Glauben
- ich erlebte eine neue Sprache und Kultur
- ich traf Gehörlose, Ertaubte, Schwerhörige und die Angehörigen
- ich arbeitete mit vielen Kollegen auf Diözesanebene und aus den
verschiedenen Diözesen in Deutschland zusammen
- wir unterstützten uns im Engagement für Barrierefreiheit und Inklusion
- in den Kirchengemeinden waren die Begegnungen mit hörbehinderten Menschen für alle eine Bereicherung.
Licht in den Begegnungen
Es gab so viele verschiedene Orte der Begegnung und es ist ein reicher Schatz:
- in den Treffen der Vereine und Gruppen von schwerhörigen und
tauben Menschen,
- in den vielen unterschiedlichen Gottesdiensten
- bei Gemeinschaftstagen, Weihnachts- und Adventsfeiern,
- bei den Festen der Schulen,
- bei den Veranstaltungen in den Dekanaten,
- bei Wanderungen, Ausflügen und Festen,
- bei Katholiken- und Kirchentagen,
- in Freizeiten und Wochenenden,
- bei Kranken- und Hausbesuchen,
- in verschiedenen Lebenssituationen in Freude oder Trauer und Leid,
- in Beratungsgesprächen und Besuchen in meinem Büro,
- bei gemeinsamen Begegnungen mit Hörbehinderten aus anderen
Diözesen.
Licht in einer großen Gemeinschaft
Mich hat immer wieder beeindruckt, wie viele sich untereinander sehr gut kennen und eine große Gemeinschaft bilden. Wenn jemand fehlt, wenn jemand krank ist oder jemand gestorben ist, weiß man voneinander. In den Vereinen treffen sich viele Gleichgesinnte, die auf gute Verständigung vertrauen. Diese Gemeinschaft spürte ich bei Treffen und Angeboten in der Region, in der Diözese, auf Bundesebene und in der ökumenischen Zusammenarbeit.
Licht in Solidarität und Gastfreundschaft
Im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart, in der Kathedrale St. Eberhard in Stuttgart, in St. Johannes Nürtingen und verschiedenen Gemeinden und Einrichtungen in den anderen Dekanaten erleben wir viel Gastfreundschaft und Unterstützung und sind gut bekannt. Hörbehinderte Menschen waren dort gern gesehene Gäste und erleben viel Solidarität mit ihren Fragen und Problemen. Es muss zwar noch Einiges verändert werden, damit wirklich inklusives und barrierefreies Leben möglich ist, aber es sind gute Wege bereitet.
Licht in gemeinsamen Gottesdienstfeiern
Viele schöne Gottesdienste stärken im Glauben; manche selbst gestaltet, andere integrativ mit Übersetzung in Gebärdensprache oder mit Schriftdolmetschung. Mit der evangelischen Schwerhörigenseelsorge und der evangelischen Gehörlosenseelsorge feierten wir viele Gottesdienste gemeinsam. Auch in den Vereinen gab es vielfältige Impulse. Gutes Verstehen ist die vorrangige Aufgabe: Übersetzung in Gebärdensprache, projizierte oder verschriftlichte Texte und gut funktionierende Höranlagen ermöglichen, dass Gottes Wort von allen verstanden wird. Daran mitzuarbeiten hat mich sehr erfüllt. Ich erlebte ein besonderes Licht des Verstehens.
Licht des Teilens und des Miteinanders
Ich durfte an großen Reisen nach Tansania, Bulgarien, Polen und Italien teilnehmen und gestaltete viele Städtefahrten und Begegnungen bei Gemeinschafts- und Kirchentagen. Ich habe erlebt, was Teilen bedeutet. Man konnte miteinander fröhlich sein und sich begegnen. Es war egal, welche Hautfarbe, welche Herkunft, welche Sprache. Die Verständigung klappte gut.
Die vielen gemeinsamen Reisen und Wochenenden ermöglichen ein gutes Miteinander beim Unterwegs-sein, zusammen Ferien verbringen und dabei den Alltag teilen, miteinander glauben und Gespräche führen und zusammen Krisen überstehen. Miteinander lachen und das Leben genießen, sich beschenken und die Feste des Kirchenjahres erleben - Die Erinnerungen an diese geteilten Zeiten sind wunderschön.
Licht der Begleitung
Viele Menschen konnte ich bei Krisen und Krankheiten oder in den letzten Jahren ihres Lebens begleiten. Angehörige begleiten, wenn ein lieber Mensch gestorben ist und Trost geben in Traurigkeit ist manchmal wie ein Licht in der Dunkelheit.
Ich erinnere wunderschöne Erstkommunionfeste , Taufen, Firmungen und Eheschließungen, die ich begleiten durfte und eingeladen wurde. Jedes einzelne Fest war besonders.
Licht der Verbundenheit
Ich konnte viele neue Menschen treffen, ich konnte begleiten und unterstützen, zusammen mit Kolleginnen überlegen was wichtig zu tun ist und vielen Menschen begegnen. Das werde ich vermissen! Ich fühle mich sehr verbunden mit meiner Arbeit und vor Allem mit den Menschen. Diese Erfahrungen sind ein großes Geschenk meines Lebens. Ich bin sehr dankbar für die vergangenen Jahre und die große Offenheit, die ich erleben durfte.
Licht der Erinnerungen und des Abschieds
An den Weihnachtsfeiern in den Vereinen und am 10. Januar 2025 im Haus der Katholischen Kirche in der Königstr. 7 in Stuttgart besteht Gelegenheit zum persönlichen ADE-sagen. Ich freue mich auf die Begegnungen und die noch anstehenden Treffen.
Ich sage ein herzliches großes DANKE an alle, die ich treffen durfte und für alles, was ich lernen und teilen durfte.
Ich möchte aber an dieser Stelle nochmal auf unsere Homepage verweisen, auf der Kontaktpersonen zu finden sind und Veranstaltungen und Angebote zu sehen sind: www.seelsorge-hoerbehinderungen.de
Zudem kann jede Person, die es möchte, dort unseren Rundbrief „Mittendrin” bestellen.
Auf eine sehr schöne Veranstaltung möchte ich noch hinweisen:
Am 13. Juli 2025 findet im Freilichtmuseum Beuren wieder ein ‘Brotzeitfest’ statt! Wer um 10.30 Uhr zum Picknick-Gottesdienst kommen möchte, hat für den ganzen Tag mit der ganzen Familie freien Eintritt ins Freilichtmuseum.
Ich möchte mich noch ganz besonders bei Rosemarie Muth bedanken, der ich unendlich viel zu verdanken habe, um die Arbeit in der Seelsorge gut bewältigen zu können !
Und jetzt sage ich ADE!
Herzliche Grüße, Rita Biste-Wessel
Seelsorge bei Menschen mit Hörbehinderungen
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Region Stuttgart
Rita Biste-Wessel
Werastraße 20
72622 Nürtingen
Mobil: +49 173 3203163
Tel.: 0711 3515338
Fax: 0711 8209303
E-Mail Arbeit:
E-Mail weitere:
Homepage Diözese Rottenburg Stuttgart:
www.drs.de/rat-und-hilfe/beratung-seelsorge.html
www.seelsorge-hoerbehinderungen.de